3. Campus im Vergleich: »Energieeffizienz und Klimawandel«: Göttingen und Heidelberg
Nach der Auftaktveranstaltung am 5. Dez. 2011 fand am 16. Januar 2012 der erste Blick zu den Anderen nach Hamburg und München statt. Während Hamburg als Stadtstaat konsequent versucht die Universitätsentwicklungen und –erweiterungen mit dem städtischen Organismus zu verzahnen und auf eine quartiersbezogene Mischung der Nutzungen hinzuwirken, steht in München der Konflikt mit der Landesregierung auf der Tagesordnung, neue monostrukturierte Universitätsareale, etwa in Garching, ca. 20 km außerhalb und zu Lasten Münchens zu realisieren. Wenn Studenten von Garchosibirsk sprechen, dann sagt das viel über die Akzeptanz und die Fragwürdigkeit dieser Strategie aus. Mittlerweile hat München erreicht, dass freiwerdende Universitätsareale in der Stadt nicht mehr ohne weiteres vom Land durch merkantile sondern wenn überhaupt durch gemeinsame bildungskulturelle, urbane Nutzungen besetzt werden.
Stadtdirektor Stephan Reiss-Schmidt aus München schaute ein wenig neidisch auf die relative Nähe der Campusareale in Aachen. Prof. Jörn Walter, Oberbaudirektor Hamburgs wies aber darauf hin, dass grundsätzlich auf eine stärkere Durchmischung mit Wohnen hinzuwirken ist und die notwendige wie sinnvolle Einbindung der Campusareale nur gelingen kann, wenn sie durch ein starkes verbindendes Infrastrukturband – wie etwa die Campusbahn – mit der gewachsenen Stadt verzahnt werden. Sonst drohe auch das erweiterte Melaten ein isolierter Campus wie bisher zu bleiben, vielleicht ein wenig schöner. Prof. Wolfgang Becker, früherer Leiter des Ludwigforums, machte deutlich, wie wichtig es für eine vergleichsweise kleine Stadt wie Aachen ist, dass Kunst und Kultur mit der Wissenschaft stärker und wahrnehmbarer in einen Dialog treten sollten, in einem virtuellen wie realen Raum. Es bestand Einigkeit, dass identitätsstiftende Symbole und ablesbare Leitbauten wie z. B. das Super C unverzichtbar sind, um die Anziehungskraft dieses Bildungs- und Wissenschaftsstandortes zu stärken. Auch Querdenker wie Prof. Jan Borchers, Lehrstuhl für Medieninformatik der RWTH Aachen, brauchen solche kreativen Räume, um die mediale Kommunikation noch mit realen, hochattraktiven Orte zu konfrontieren, die den unverzichtbaren human-touch ermöglichen.
Am 13. Februar um 19.00 Uhr, wieder im Super C, kommen Frau Annette Friedrich, Planungsamtsleiterin der Stadt Heidelberg und Herr Thomas Dienberg, Baudezernent der Stadt Göttingen aus Städten mit einer mit Aachen eher vergleichbaren Größe. Beide deutlich ältere Excellenzuniversitäten wachsen schon seit geraumer Zeit aus den innerstädtischen Strukturen heraus und stehen vor bemerkenswerten Entwicklungsimpulsen. Mit ehrgeizigen Konzepten sucht man auch dort nach modellhaften Lösungen für eine neue Stadtidentität, die das europäische Stadtmodell mit der Wissensgesellschaft verbindet und „Getrenntes“ überwindet. Mit den aktuellen Campusentwicklungen unter dem Leitbild „UniverCity“ verbinden sich aber nicht nur Erwartungen an die urbanen, architektonischen wie freiräumlichen Qualitäten von Universitätsentwicklungen sondern in Zeiten des Klimawandels auch maßstabsetzende Zielvorgaben zur Nachhaltigkeit.
Denen will Prof. Kunibert Wachten, RWTH Aachen nachgehen, gemeinsam mit den Gästen Dirk Henning Braun, Prof. Dr.-Ing. Lehrstuhl für Gebäudetechnik, RWTH, Gerhard Curdes, Prof. em. für Städtebau und Landesplanung RWTH und Jochen Kühn vom Facility Management des Studentenwerks Aachen. Weitere Gäste der für die Campusentwicklung in Aachen verantwortlichen Institutionen werden anwesend sein.