6. Campus im Vergleich: »Qualität und Rendite«: Basel

Auf der fünften Veranstaltung am 23.4.2012 trug Baubürgermeister Wetzig aus Ulm vor, wie schwierig und langwierig es war, die heterogene Hochschulentwicklung weit vor den Toren der Stadt in ein schlüssiges Stadtentwicklungskonzept zu integrieren und die verschiedenen Akteure der Hochschule, des Landes, der Privatwirtschaft und der Politik mit Hilfe eines bestechenden Masterplanes des Planers Kees Christiaanse von der ETH Zürich unter einen Hut zu bringen. 40 Jahre nach Gründung der Hochschule sind jetzt alle davon überzeugt, wie wichtig die Urbanisierung dieses Areals ist, d.h. Mischnutzung mit universitärem Wohnen, Orientierung aller weiteren Entwicklungen an einer inneren, die öffentlichen Räume verbindenden Magistrale und attraktive Verbindung an die Stadt über eine weitere Straßenbahnlinie. Dieses städtebaulich-verkehrliche Konzept soll vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung die Zukunft der jungen Universität in Ulm sichern. Wetzig: Das wichtigste Urbanisierungselement zur Verknüpfung der drei Campusareale in Aachen: Innenstadt, West und Melaten ist die geplante Campusbahn über die Gleise hinweg“. Er stimmte Herrn Hans-Dieter Collinet, Organisator der Veranstaltung, zu, dass auf jeden Fall die Brücke für Fussgänger, Fahrradfahrer und wenn die Campusbahn nicht finanzierbar ist auch für Busse kommen müsse. Unterstützt wurde er dabei vom ASTA-Vorsitzenden Bela Brenger.

Frau Prof. Kerstin Gothe vom Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft am Karlsruher Institut für Technologie berichtete über ihre Forschungsergebnisse über die Anforderungen und Erwartungen von Studierenden an ihre Lernorte und wie sich daraus ihr Alltag zwischen Hochschule und Zuhause, zwischen Arbeit und Freizeit gestaltet. Sie unterstrich: Studieren ist mehr als nur Lernen in Gebäuden. Studententisches Leben braucht Räume und Angebote für Lernen, Essen, Kultur, Freizeit und Entspannung, Kommunikation untereinander wie mit der Stadtgesellschaft. Gothe: „Eine Stadt wie Aachen mit einer Universität mitten in der Stadt hat dafür die besten Voraussetzungen“. Aber es muss noch eine Menge geschehen, denn die meisten Freiräume in der Innenstadt zwischen den Hochschulgebäuden sind Resträume, Verkehrsflächen oder Parkplätze“. „Der Umbau des Templergrabens ist der Start in das mehrjährige Attraktivierungsprogramm zur Aufwertung des Campus Innenstadt“ sagte Frau Gabriele Golubowitsch, die Chefin des Facility Managements der RWTH. Diese Durchdringung von städtischem und universitärem Leben zumindest ansatzweise auch in den Campus Melaten zu bringen, war auch das Anliegen von Anna Gäckle, Masterabsolventin an der Fakultät für Architektur in ihrer Masterarbeit mit dem Thema: “Drunter und Drüber-Parasitäres Wohnen am Campus Melaten”.
Auf die Frage des Moderators, Prof. Rolf Westerheide an den ASTA-Vorsitzenden, inwieweit solche Aspekte wie Qualität, Urbanität und Schönheit einer Stadt und Region mitentscheidend bei der Studienplatz seien, antwortete er: „Zunächst ist das fachliche Renommee einer Universität wohl ausschlaggebend. Danach kommen diese weichen Faktoren. Sie treten aber zunehmend in den Vordergrund bei der Frage: Will ich hier bleiben?“

Alle bisherigen Gäste aus den verschiedenen Universitätsstädten in Deutschland und den Nachbarländern waren beeindruckt von der Dimension der Campusprojekte Melaten und Westbahnhof und interessierten sich sehr für die ehrgeizige Strategie der RWTH Aachen Campus GmbH die einzelnen Forschungscluster auf beiden Arealen mit privaten Investoren zu bebauen, ein außergewöhnlicher Weg, privates Kapital für Gebäude zur Unterbringung von neuen Instituten und Forschungsprojekten zu nutzen. Umso mehr gilt es diese Entwicklungen auf der größten und ambitioniertesten „Baustelle für Lehre und Forschung“ in Deutschland im weitesten Sinne nachhaltig zu entwickeln. Das heißt heute monostrukturierte Universitätsareale zu vermeiden und attraktive öffentliche Räume umgeben von qualitätvoller Architektur anzustreben, eine hohe Energieeffizienz zu erreichen, die Erreichbarkeit und innere Mobilität zu optimieren sowie die Einbettung in regionales Denken und Handeln aktiv zu betreiben.

Schon am 7. Mai steht die 6. Veranstaltung an, eine bemerkenswerte. Nicht nur weil der Novartis-Campus in Basel mit Gebäuden weltbekannter Architekten von Reto Naef, dem Manager dieses Areals; vorgestellt wird; sondern auch, weil ein Ökonom wie Prof.Dr.Spars von der Universität Wuppertal der Frage auf den Grund geht: Ist Baukultur und Rendite ein Widerspruch? Ist sie Luxus oder ein nachhaltiger Standortfaktor nicht nur für Universität und Stadt oder rechnet sie sich auch für die Investoren, die man für Campus West und Melaten gewinnen will?
Das hochkarätig besetzte Podium mit Hartmut Miksch, Architekt, Präsident der Architektenkammer NRW, Manfred Nettekoven, Kanzler der RWTH Aachen, Dr. Hermann Brandstetter, Geschäftsführer RWTH Aachen Campus GmbH und Friedhelm Lütz, Vorstand der Bauen mit Werten Deutschland AG verspricht eine sehr spannende Diskussion, die die zukünftigen Entwicklung in Aachen positiv beeinflussen könnte.