5. Campus im Vergleich: »Attraktivität und studentisches Leben«: Karlsruhe und Ulm

Die bisherigen Vorträge und Diskussionen in den bisherigen vier Veranstaltungen der Reihe Campus im Vergleich haben schon einen tiefen Einblick in die ambitionierten Entwicklungen anderer Universitätsstädte gegeben. Immer ging es um die zentralen Fragen von Mischnutzungen zur Belebung der Campusareale wie der Schaffung hochwertiger öffentlicher Räume.
Während Hamburg als Stadtstaat konsequent versucht die Universitätsentwicklungen mit dem städtischen Organismus zu verzahnen steht in München der Konflikt mit der Landesregierung auf der Tagesordnung, neue monostrukturierte Universitätsareale, etwa in Garching, ca. 20 km außerhalb und zu Lasten Münchens zu realisieren. Studenten sprechen dort von Garchosibirsk.
In den alten Universitätsstädten Göttingen und Heidelberg beeindrucken die ambitionierten Qualitätsziele in der Gestaltung von Planungs- und Informationsprozessen zur stadträumlichen Integration und Mischung neuer Universitätsareale wie auf ehemaligen Bahnflächen und bei Architektur in Verbindung mit Energieeffizienz. Die „CO² freie Universität 2030“ ist das erklärte Ziel.
Wettbewerbe sind immer wieder das belebende und qualifizierende Element, wie auch auf der letzten Veranstaltung am 12.3. mit Frankfurt und Delft bestätigt wurde. Denn aus einem Wettbewerb wurde auch das Campusprojekt Westend der Goethe-Universität in Frankfurt abgeleitet, dessen stringente Raumfolgen aus Gebäuden, Grün- und Platzräumen sich aus der Integration des dominanten Gebäudekomplexes der ehemaligen IG Farben-Werke des Architekten Poelzig entwickeln. In starkem Kontrast dazu stehen die lebendig freien Kompositionen der Erweiterungsareale der Technischen Universität in Delft. Man spürt die hohe Innovationsfähigkeit und visionärer Kraft niederländischer Architektur und Freiraumgestaltung.
Auf der anschließenden Podiumsdiskussion mit Städteregionsrat Helmut Etschenberg, Herrn Hans Joachim Sistenich, Geschäftsführer des AVV und Herrn Prof. Dr.-Ing. Dirk Vallée, Inst. für Stadtbauw. und Stadtverkehr RWTH Aachen, auf die unstreitige regionale Bedeutung der Universitätsentwicklungen wie der hiesigen Campusprojekte gelenkt. Das regionale Denken und Handeln muss wohl noch von beiden Seiten stärker entwickelt werden: sei es in Fragen der Wohnungsbauentwicklungen wie des Angebotes von geeigneten Gewerbeflächen, denn viele Flächenpotentiale bieten sich entlang der Euregiobahn auch außerhalb Aachens an. Die erheblichen Pendlerströme nicht nur von 60% aller Studenten sondern auch vieler Arbeitnehmer aus der Region rufen – erst recht mit Blick auf die erhofften Campusentwicklungen – nach optimalen Verkehrsverbindungen. Der Westbahnhof in der Nähe des geplanten Kongresszentrums wird zum Verknüpfungspunkt schlechthin, bereichert um die geplante Campusbahn und eine neue Verbindung Richtung Maastricht und Flughafen. Ob das die DB AG schon registriert hat? Die Verzahnung mit den internationalen Zügen und Flughäfen im Umkreis von einer Fahrstunde ist noch verbesserungsfähig. All dies unterstützt die jetzt schon erkennbare Tendenz vor allem der jüngeren Menschen, vermehrt die Angebote des öffentlichen Verkehrs zu nutzen. Es lohnt sich in diese nachhaltige Entwicklung weiter zu investieren. Etschenberg: „Die regionale Zusammenarbeit muss zum Pflichtprogramm werden, um so die besten Lösungen zu erzielen für das Umland, die Stadt wie die Universität und damit für die Menschen.“
Auf der fünften Veranstaltung am 23.4.2012 wird Alexander Wetzig, Bürgermeister der Stadt Ulm und verantwortlich für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt über die Durchsetzung eines ambitionierten baukulturellen Qualitätsprofils für die Universität berichten, das er maßgeblich gesteuert hat.
Frau Prof. Kerstin Gothe vom Institut Entwerfen von Stadt und Landschaft, KIT (Karlsruher Institut für Technologie) wird den Blick auf die Anforderungen und Erwartungen von Studierenden an ihre Lernorte werfen und wie sich daraus ihr Alltag zwischen Hochschule und Zuhause, zwischen Arbeit und Freizeit gestaltet. Der Beitrag stellt zentrale Ergebnisse vor und geht auf die Konsequenzen ein, die sich daraus für die räumliche Planung von Wissensquartieren ergeben. Und wie sehen das die Verantwortlichen der Hochschule und Studenten in Aachen? An der Podiumsdiskussion werden deshalb neben den Gästen teilnehmen: Frau Gabriele Golubowitsch, Ltd. Baudirektorin, Dez. 10 Facility Management RWTH Aachen, Bela Brenger, ASTA-Vorsitzender RWTH Aachen, Anna Gäckle, Masterabsolventin, Fakultät für Architektur, RWTH Aachen. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Rolf Westerheide vom Lehrstuhl für Städtebau und Landesplanung RWTH Aachen.