7. Campus im Vergleich: »Standortfaktor UniverCity«: Zürich

Vortragende:
Ute Schneider, Direktorin des Büro KCAP Architects&Planners, Zürich, Amsterdam, Shanghai
Dr. David Müller, Leiter des Stabs Veranstaltungen & Standortentwicklung an der ETH Zürich

Podiumsdiskussion mit:
Prof. Dipl.-Ing.Christa Reicher, Architektin und Stadtplanerin, Dekanin an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund
Marcel Philipp, Oberbürgermeister der Stadt Aachen
Prof. Dr.Ing. Ernst M. Schmachtenberg, Rektor der RWTH Aachen
Hans-Dieter Collinet, Ministerialdirigent a.D., Stadtplaner und Vorsitzender des Architektenbeirats der Stadt Aachen

Moderation:
Prof. Kunibert Wachten, Lehrstuhl für Städtebau und Landespl. RWTH Aachen

Auf der Abschlussveranstaltung der Reihe „Campus im Vergleich“ wollen wir gemeinsam mit dem Rektor der RWTH und dem Oberbürgermeister der Stadt ein erstes Resümee aus den bisherigen Veranstaltungen ziehen.

RWTH Aachen und Stadt Aachen müssen sich mit den insgesamt bundesweit größten Campusprojekten einem sich verschärfenden, internationalen Standortwettbewerb stellen. Nicht erst seit der Vorstellung des Novartis-Campus in Basel wurde unterstrichen, dass nach Kulturbauten der letzten Jahrzehnte nun die Bauten von Forschung und Lehre zu Leitbauten einer Wissensgesellschaft werden.
Wenn auch und gerade ein Privatunternehmen wie Novartis Millionen in eine Stadt des Wissens investiert, um interdisziplinäres Forschen in einem hochattraktiven urbanen Umfeld mit Aufenthaltsqualität in den Gebäuden wie in den öffentlichen Räumen fördern, dann tut es dies, um die klügsten Köpfe mittelfristig an sich zu binden.
Alle Universitäten, auch die Exzellenzuniversitäten, stehen im Wettbewerb um die besten Professoren und die besten Studenten. Wie sagte der Asta-Vorsitzende Bela Brenger: „Man kommt wegen des wissenschaftlichen Profils und man bleibt wegen der Attraktivität und Lebensqualität einer Universitätsstadt.“
Ob Universitätsstädte wie Hamburg, München, Heidelberg, Göttingen, Frankfurt, Delft, Ulm, Basel oder Zürich, sie alle zeichnen sich durch erhebliche Anstrengungen aus, die gewachsene Qualität der Durchdringung von Stadt und Universität – wie im Campus Innenstadt der RWTH – zu verbessern und in die neuen Areale zu übertragen.
Neue und attraktive Mobilitätsangebote sollen eine Klammer zwischen den außerhalb liegenden Standorten und den Quartieren in der Stadt schaffen und auch die Brücke in die Region schlagen, wie z. B. die neue Stadtbahnlinie in Ulm.
Monostrukturen wie auf Alt-Melaten werden allenthalben zurückgebaut. Mischnutzungen sollen neue Campusareale wie in Hamburg Grasbrook/HafenCity-Universität so weit wie möglich beleben.
Hohe Aufenthaltsqualität der öffentlichen Räume, ob Straße, Platz oder Park wie in Frankfurt Westend, ist angesagt, um kreative Interaktion und Kommunikation unter den Studenten wie mit der Stadtgesellschaft zu fördern.
Beeindruckend sind auch die Konzepte, um in Zeiten des Klimawandels wie der steigenden Energiekosten neue Maßstäbe zu setzen und Vorbild zu sein, wie die „CO² freie Universität 2030“ in Göttingen. Ein Land wie NRW und erst recht eine Exzellenzuniversität mit Forschungsschwerpunkt Energieeffizienz wie die RWTH Aachen müssen sich fragen lassen, warum sie hier nicht an der Spitze der Bewegung stehen und 1:1 das vorhandene technologische Know-How umsetzen und anschaulich machen können.
Die historische Stadt als gebautes kulturelles Gedächtnis ist der Stolz der Bürger. Ihre gestalterischen Qualitäten zu pflegen ist ebenso wichtig wie Neues qualitätvoll hinzuzufügen wie in der Bahnstadt Heidelbergs mit dem Ziel daraus eine Internationale Bauausstellung zu entwickeln. Es muss endlich mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, gute Architektur sei grundsätzlich teurer und deshalb Luxus in Zeiten knappen Geldes. Der Ökonom Prof. Spars aus Wuppertal konnte nicht nur belegen, dass dies nicht stimmt, sondern auch dass mit Gestaltqualität sowohl die Renditesicherheit im Gebäude selbst wächst als auch die Stadtgesellschaft über die „Stadtrendite“ davon profitiert. Dies gilt umso mehr, wenn die aus der Stadt herauswachsenden neuen Wissensquartiere doppelt so groß sind wie die Aachener Innenstadt selbst.

Die vorerst letzte Vorstellung einer „Univercity“ am 21.5.2012 wird die Entwicklungen an der weltberühmten ETH Zürich beleuchten. Wir sind darauf ebenso gespannt wie auf die anschließende Podiumsdiskussion.