Freiraum schafft Stadtraum

Unter dieses Motto stellt der bekannte Landschaftsarchitekt Prof. Andreas Kipar, Mailand/Duisburg, seinen Vortrag als einer der wenigen Landschaftsarchitekten, dessen Wirken den weiten Bogen vom Park und Platz in der Stadt bis hin zu regionalen Landschaftsentwicklungen spannt und damit weltweit Beachtung findet.

Die baukulturellen Veränderungspotentiale unserer mit Struktur- und demografischem Wandel kämpfenden Städteregionen liegen oft weniger in der Architektur von bestehenden Gebäuden, die wir kaum ändern können, sondern eher im StadtRaum dazwischen. Wenn wir die Attraktivität und Lebensqualität in unseren Städten verbessern wollen, drängen sich hier die Gestaltungsaufgaben der weitgehend schon gebauten Städte auf. Hier können wir neue Akzente setzen, die das Problembelastete, Vernachlässigte oder Mittelmäßige des Vorhandenen heilen und manchmal auch überstrahlen können. Ausgehend von den grünen Zellen einer historisch gewachsenen Kernstadt wie der Aachens gilt es den Blick in das Patchwork aus Stadt- und Landschaftsfeldern der Peripherie zu lenken, das zu einer neuartigen urbanen Landschaft heranwächst. Dies um so mehr, wenn so außergewöhnliche Entwicklungen in die Nahtzone zwischen Stadt und Landschaft wie bei den drei Campus Innenstadt, West und Melaten, einerseits eine harmonische Verzahnung mit der gewachsenen Stadt und der Landschaft erfordern gleichzeitig aber auch Zeichen setzende Landmarken ermöglichen.

Der Carl-Alexander-Halden-Park in Baesweiler, das beste Landschaftsprojekt der REGIONALE 2008, ist eine solche Landmarke, ein Leuchtturmprojekt, das jedem Besucher, wenn er einmal von der Panoramaplattform hinunterschaut, bewusst macht, wie sorgsam wir mit der Kulturlandschaft zwischen den Städten des Aachener Nordens umgehen sollten, für die mit der Grünmetropole schon eine Vision entwickelt worden ist.

Kipar setzt sich nicht nur in Deutschland vor allem im Ruhrgebiet sondern auch in Italien wie um Mailand mit der Zukunft verdichteter Städteregionen und der dazugehörigen Bezugslandschaften interdisziplinär auseinander: die wachsenden und sich weiter verdichtenden einerseits und schrumpfenden, sich wandelnden Industrieregionen sowie ländlichen Bereiche andererseits. Er will nicht der Planer übriggebliebener grüner Flecken und Areale, sondern Ansprechpartner für eine komplexe: soziale, ökologische wie ästhetische Entwicklungsstrategie im Raum sein und diesen Transformationsprozessen ein Gesicht geben, um die Menschen mitzunehmen, zu begeistern für einen langen Prozess der gestaltenden Einflussnahme auf die von vielen Seiten bedrängten wie vernachlässigten Freiräume und Landschaften, auf dass sie den Namen Kulturlandschaft auch in Zukunft verdienen. Denn harmonische wie ungewöhnliche Kulturlandschaften sind zu Standortfaktoren geworden.