Kirche in der Stadt
Vortrag von Prof. Karl-Heinz Petzinka anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum der Einweihung der Evangelischen Auferstehungskirche in Aachen-Forst
Termin: 15. März 2013, 19.30 Uhr, Auferstehungskirche, Am Kupferofen
Die Auferstehungskirche, 1962 bis 1963 nach Plänen des Hamburger Architekten Gerhard Langmaack errichtet, ist die größte evangelische Kirche in Aachen. Mit ihrem 40 Meter hohen Turm und seinem 8 m hohen Turmkreuz ist sie in der Silhouette der Stadt Aachen die weithin sichtbare evangelische Landmarke. Sie ist der letzte große, originäre Kirchenbau der Evangelischen in Aachen; alle folgenden Kirchenbauprojekte sind multifunktionale Gemeindezentren, die gestalterisch nicht mehr den Anspruch an Präsenz und Zeichenhaftigkeit in der Stadt formulieren und die auch räumlich nicht mehr den Mut zu einer starken Haltung haben.
Die Auferstehungskirche als große Hallenkirche folgt formal der „anderen“ großen Aachener Hallenkirche des 20. Jhd., St. Fronleichnam von Rudolf Schwarz. Sie polarisiert, wie St. Fronleichnam, mit ihrem sehr kraftvollen architektonisch/räumlichen Ausdruck, weil sie eben nicht beliebig und nicht sofort multifunktional ist. Einer Auseinandersetzung mit dem radikal freien, im Detail trotz aller rigiden Klarheit aber sehr plastischen Raum mit seiner dramatischen Tageslichtwirkung kann sich niemand entziehen.
In der konfessionsübergreifenden Debatte um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Kirchengemeinden haben diese großen und besonders die „modernen“ Kirchen einen schweren Stand. Das 50jährige Jubiläum der Kirche soll nun mit diesem Vortrag von Karl-Heinz Petzinka zum Anlass genommen werden, grundsätzlich über die Funktionen der Kirchenbauten in der Stadt nachzudenken. Dabei geht es um die öffentlichen Funktionen der Bauten – den Wert des Kirchengebäudes für die Stadt – genauso, wie um die internen, gemeindlichen Nutzungsmöglichkeiten unter sich dynamisch ändernden Rahmenbedingungen. Kirchen als besondere Orte in der Stadt, als „andere“ Räume, inspirierende Räume, sakrale Räume; es geht um den Wert besonderer Orte und darum, ob wir das – aus welchen Gründen? – (noch) brauchen.
Karl-Heinz Petzinka, Jahrgang 1956, studierte in Aachen Architektur und arbeitete danach bei O.M. Ungers und Wolfgang Döring. Seit 1988 lehrte er an verschiedenen Hochschulen, u.a. von 1994 bis 2007 als Professor für Entwerfen und Gebäudetechnologie an der TU Darmstadt. 1994 Gründung des Büros „Petzinka Pink Architekten“. Von 2004 bis 2011 war Karl-Heinz Petzinka Vorsitzender der Geschäftsführung des Immobilienunternehmens THS. Im Rahmen der Kulturhauptstadt „Ruhr.2010“ war er Programmdirektor für das Themenfeld „Stadt der Möglichkeiten“. Seit 2008 ist er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2010 lehrt Karl-Heinz Petzinka darüber hinaus auch in Chile an der Universidad Austral de Chile in Valdivia.