Smart Mobility

Digitale Vernetzung wird die Lebensqualität in Städten verändern: Vernetzte Ampelsysteme, die aus den Bewegungsdaten von Smartphonern auf die aktuelle Verkehrsdichte schließen und den Verkehr besser fließen lassen. Vernetzte Radwege, deren leuchtende Seitenstreifen die optimale Geschwindigkeit für die „grüne Welle“ anzeigen. Diese Beispiele zeigen: „Smarte“ Mobilität zeichnet sich dadurch aus, dass sie (energie)effizient, emissionsarm, sicher und kostengünstig ist. Bezogen auf den Stadtverkehr argumentieren Share Economy Fans sogar, wenn niemand mehr ein Auto besitze, sondern alle nur über ihr Smartphone Fahrten orderten, dann müsse das doch die Zahl der Autos, die Abgase, den CO2-Ausstoß, die Schäden für die Umwelt reduzieren. Wissenschaftler warnen jedoch, dass der Plattformkapitalismus die Umwelt mehr schädigen als schützen könnte. Nur weil man kein eigenes Auto mehr besitzt, bedeutet das nicht, dass man weniger fährt. Das Gegenteil kann sogar der Fall sein – wenn der „Rebound-Effekt“ zuschlägt. 1,2 Milliarden Menschen werden in 20 Jahren ein Auto haben. Uber, Airbnb und Co. hat man in die Schranken gewiesen: Ursprüngliche Geschäftsmodelle der Share Economy sind in vielen Ländern weltweit gesetzlich reguliert oder untersagt. „Wenn wir uns nichts einfallen lassen, ist der Verkehrsinfarkt unausweichlich“, sagt Christopher Borroni-Bird von General Motors. Wir wollen prüfen, wie mobil und dabei smart Aachens Verkehrsteilnehmer in Zukunft sein könnten und welche Potentiale die „Wissenschaftsstadt“ im Dreiländereck hierfür bietet.

Der Verkehrsexperte Ulrich Jansen vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie wird einen spannenden Vortrag über Nachhaltigkeit & Verkehr halten und dabei eine überraschende Prognose stellen. Eine anderes Szenario schildert Dr.-Ing. Adrian Zlocki. Am ika – Institut für Kraftfahrzeuge der RWTH     Aachen entwickelt der Ingenieur mit seinem Team die Zukunft des autonomen Fahrens.

Im Anschluss planen Aachens Mobilitäts-Zukunft die Geschäftsführerin des seit 25 Jahren in Aachen aktiven CarSharing-Unternehmens Cambio, Gisela Warmke, der „Pedelec-Verleiher“ Dennis Brinckmann und der „Verkehrsentwicklungsplaner“ der Stadt, Uwe Müller.

Teilnehmer:

Dipl.-Geogr. Ulrich Jansen, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH

»Smarte Mobilität bedient sich eben nicht nur neuer Technologien und neuer Nutzungskonzepte, sie bedeutet auch die Rückkehr zu altbewährtem, zum Zufußgehen, Fahrradfahren, zu Bus und Straßenbahn. Der eigene Pkw wird zum Auslaufmodell, ÖPNV bleibt bezahlbar, seine qualitative und quantitative Ausgestaltung entkoppelt von den kommunalen Haushaltslagen. Die Straßen werden wieder das, was sie einmal waren, ein Ort der Begegnung und des Aufenthaltes.«

 

Dipl.-Ing. Arch. Gisela Warmke, Geschäftsführerin cambio Aachen Stadtteilauto CarSharing GmbH

»Die zunehmende Durchdringung unserer realen Welt von digitalen Anwendungen löst Staunen und viele Fragen aus. Können wir die Auswirkungen realistisch einschätzen? Bezogen auf den Bereich Stadtentwicklung und Verkehr müssen wir uns vor Augen führen, welchen Einfluss z. B. das autonome Auto auf das Leben in der Stadt nähme. Bleibt die Stadt ein Lebensraum und ein Ort der Begegnung? Der Rausch des Möglichen darf uns nicht dazu verleiten, die Folgen außer Acht zu lassen.«

 

Dipl.-Geogr. Uwe Müller, Leiter Fachbereich Stadtentwicklung und Verkehrsanlagen der Stadt Aachen

»Alle Beiträge zur Beeinflussung der städtischen Mobilität müssen sich an den Zielen der Verkehrsentwicklung für Aachen orientieren, als da wären: Gute Erreichbarkeit, effiziente und bezahlbare Mobilität, komfortable und zuverlässige Mobilität, Stadt der kurzen Wege, hohe Verkehrssicherheit und umwelt- und stadtverträgliche Mobilität. Oft steht die technische Determinierung (Detektion, Digitalisierung) im Vordergrund. Viele Ideen werden formuliert, nicht alle sind zielführend: Der Nutzen für das Gesamtsystem muss genau geprüft werden

M.Sc. Dennis Brinckmann, Geschäftsführer Velocity Aachen UG

»Innovative Mobilitätskonzepte sind für die Bewältigung der modernen Herausforderungen in urbanen Räumen unumgänglich. Der steigende Mobilitätsbedarf steht begrenzten Ressourcen in Form von Verkehrsraum gegenüber. Abgas- und Lärmemissionen bei konventionellen Kraftfahrzeugen sorgen zudem für eine starke Umweltbelastung. Dem gegenüber steht ein steigendes Interesse an Sharing-Konzepten. Zum einen durch den gesellschaftlichen Wandel in Bezug auf die Bedeutung von Eigentum und Besitz. Zum anderen durch die steigende Flexibilität und den Komfort bei der Nutzung solcher Angebote. Mit dem E-Bike-Sharing „Velocity Aachen“ möchten wir genau hier ansetzen und ein komfortabel nutzbares und umweltfreundliches Angebot für urbane Mobilität schaffen, dass sich zudem durch eine intelligente Vernetzung mit weiteren Mobilitätsdienstleistungen sowie eine nahtlose Integration auszeichnet.«

Dr.-Ing. Adrian Daniel Zlocki, Institut für Kraftfahrzeuge ika RWTH Aachen

lehrt “Automotive Engineering 3 – Active Vehicle Safety and Driver Assistance Systems” an der RWTH Aachen und leitet den Bereich Fahrerassistenz der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH, Aachen

 

 

Moderation: Jens Stachowitz, Moderator und Prozessbegleiter in Veränderungsprozessen innerhalb von Stadt und Region

»Die Zukunft ist schwer vorstellbar. Manche Menschen neigen dazu, die Grauen der Welt in einem Schreckensszenario fortzuschreiben, andere malen die Verheißungen auf Besserung zu einem fröhlichen stimmenden Bild. Ich finde, dass beide Tendenzen, die Zuversicht und die Ängste, ihren Wert haben, jedoch nicht, wenn sie übertreiben. Eine gesunde Portion Skepsis beiden gegenüber und eine wachsame Gelassenheit hilft, Chancen und Risiken abzuwägen und zu klugen, verantwortbaren Entscheidungen zu gelangen. Solche Entscheidungen muss diese Gesellschaft, jede einzelne Person, Unternehmen und der Staat, in der Frage der Digitalisierung nahezu täglich treffen. Die Digitalisierung schafft uns mit großem Tempo neue Werkzeuge, die wir zu unseren Zwecken einsetzen können. Und wie jede Technologie hat die Digitalisierung ihren Nutzen und ihre (monetär fassbaren und nicht-monetären) Kosten, zwei Seiten die wir anschauen sollten.«

Folgende weitere Veranstaltungen haben stattgefunden:
Smart Shopping 26.1.2016
Smart City Slam 16.2.2016